Vollidiot. Der Roman.

Simon Peters arbeitet als „T-Punkt“-Verkäufer und wurde von seiner Freundin verlassen. Er bahnt sich nun den Weg durch die fünf Etappen der Verarbeitung, während er sich dabei immer mehr zum Vollidioten entwickelt. Als Ergebnis ist er arbeitslos, hoch verschuldet und die Beziehung zu seinen Freunden verschlechtert sich zunehmend. Seine innere Unzufriedenheit versucht er, durch Sarkasmus zu überdecken. Dieser äußert sich speziell im Umgang mit seinen Freunden. Außerdem meldet er sich in einem Fitnessclub an, wo er allerdings selten hingeht … (Quelle: Wikipedia.de)

Quelle: Amazon.de

Als bekennender Begeisterter des Nachfolgeromans Millionär. Der Roman. waren meine Erwartungen an den mir noch unbekannten Vorgänger trotz eher lauer Kritiken auf Amazon & Co. groß. Spießgeselle und Möchtegernweltverbesserer Simon Peters hat in Millionär bestens einen Teil meiner Seele widergespiegelt und mit seinem pseudosozialkritischen Humor mein Zwerchfell in ungeahnte Dimensionen katapultiert.

Wie also kann mich ein Vorgängerroman mit demselben Charakter als Protagonisten auch nur im Geringsten enttäuschen?
Ziemlich leicht, beweist Vollidiot.

Denn Simon Peters betrachtet die Welt schon zu Beginn des Romans vollkommen anders als im Großteil von Millionär. Als Versager der gehobeneren Unterschicht kämpft er sich mit pessimistischem Gemüt durch den Alltag, der ihn nicht im Entferntesten so sehr auf den Arm nimmt, wie er es sich selbst stets vorstellt. Als Langzeitsingle beschuldigt er die Menschen für seine eigenen Fehler und sein scheinbar fehlendes Talent, eine Frau zu finden. Vor allem Letzteres sorgt dafür, dass Simon wie ein anderer Charakter, jedoch mit demselben Namen wie Simon in Millionär, erscheint; hatte er noch in Millionär tatsächlich das Talent, die Frauen um sich herum aufzuhetzen, rennen ihm in Vollidiot die meisten hinterher, denen er in seinem auf 276 Seiten beschriebenen Leben begegnet, und begreift nur selten die Chancen, die er vertut.

Macht Tommy Jaud Simon Peters nach der dritten in den Sand gesetzten potenziellen Beziehung seine immer geringer werdende Sympathie bei der Zielgruppe des Romans fast endgültig zunichte, trumpft der Autor mit der Geschichte um Marcia P. Garcia mit einer plötzlichen Realitätsnähe auf, die die vorangegangenen Beziehungsstoryschwächen schon fast wieder vergessen lässt.

Apropos Storyschwächen. Als ehemaliger Autor von Sendungen wie Die Harald Schmidt Show und Ladykracher darf man als Leser zwar gelungene Gags erwarten, nicht aber unbedingt eine durchgehende (und/oder funktionierende) Handlung. Wären zumindest Erstere gegeben, hätte man die fehlende Handlung noch mit dem Komödien-Genrestatus des Romans begründen können, doch so verkommt er zu einer zusammenhanglosen Geschichte um Simons Suchen und Finden einer Freundin. Zwar lässt sich stellenweise eine Prise Einfallsreichtum finden; diese wird jedoch bei Erscheinung – ganz genreuntypisch – sehr humorlos präsentiert.

Doch der größte Fehler, den Tommy Jaud mit Vollidiot begeht, ist, Simon Peters unsympathisch zu machen. Ein Vollidiot zu sein, bedeutet zwar nicht unbedingt, ein leichtes Leben zu führen; dies muss aber noch lange nicht heißen, ein Ar*chloch aus ihm zu machen. Simon beleidigt, hintergeht und enttäuscht seine eigenen Freunde – und meist auch noch, ohne seine Schuld einzugestehen, geschweige denn einzusehen. Auch die Tatsache, dass er Raucher ist und er (leicht ironisch) das Rauchen als eines der wichtigsten Dinge seines Lebens betrachtet, trägt dazu bei, dass er so ziemlich das genaue Gegenbild von der eigentlichen Zielgruppe des Romans darstellen dürfte – was im starken Kontrast zu dem Simon steht, den man später in Millionär kennen lernen dürfte.

Wie der Roman trotz allem auf dennoch enttäuschende 2,5 von 5 Sternen kommt, ist mir ein Rätsel.
Ich bin gespannt, ob die gleichnamige Verfilmung besser zu unterhalten weiß.

One Response to Vollidiot. Der Roman.

  1. Barbera says:

    Super Beitrag! Vielen Dank fuer diesen wundervollen Beitrag

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